John Banville, Die
See, Kiepenheuer & Witsch, Köln 2006; Zwar wirkt der Glanz von Banvilles Sprache oft fast
schon zu vollkommen für die bitteren Wahrheiten dieses Schauspielers,
doch meisterlich ist der Roman vor allem, weil er zeigt, aus wie wenig
in der Literatur sehr viel entstehen kann. Denn es ist ein grosses
Thema, im melancholischen Subtext des Romans auszuloten, welchem Anspruch
der Toten sich die Lebenden auch dann nicht entziehen können,
wenn sie nicht nur deren Leben versäumt haben, sondern sogar
das eigene. Die Übersetzung von Christa Schuenke gibt dabei
die rhythmischen Nuancen und den Reichtum von Banvilles mit präzisen
Metaphern gespickter Prosa angemessen und kompetent wieder ... Mit seinen irischen Landsleuten der nächstjüngeren
Generation hat der 57-jährige Banville denkbar wenig zu tun:
Banville erzählt nicht cool, sondern unterkühlt (was bei
Lichte bsehen das genaue Gegenteil ist), und die Härte seiner
Prosa ist die Härte abweisender Strenge. Die Roman gewordenen
Monologe seiner Figuren sind immer so geformt, dass das (in Sonnenfinsternis
bis zum Selbstmitleid reichende) Sentiment dieser Figuren transportiert
wird, ohne dass die Prosa sentimental würde. (...) Wer Banville
nicht mag (in der heutigen irischen Literaturszene sind das einige),
könnte ihm vorwerfen, ihm fiele nichts mehr ein - wer ihn nach
wie vor bewundert, wird darauf beharren, dass John Banville mit wenigen
inhaltlichen Einfällen mehr anzufangen weiß als manche
seiner Kollegen mit deren vielen. Und das hat er dann auch wieder
mit Beckett gemein. |
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